Die um sich greifende Diskriminierung der Handylosen, über die zu wenig geklagt werde, weil viele der davon Betroffenen sich genieren würden, ist Thema des Beitrags „Raus bist du” von Heribert Prantl (Jg. 53) im Meinungsteil der SZ vom 6./7. Mai 23. Mehr als die Hälfte der über 65-Jährigen nutze demnach kein Smartphone, bei den über 80-Jährigen seien zwei Drittel ohne Zugang zum Netz. Er beklagt die „exzessive Selbstverständlichkeit, mit der das Bedürfnis, ein analoges Leben zu führen, missachtet wird. Menschen müssen die Wahl haben, ob sie Apps und digitale Angebote nutzen oder nicht – wenn es um die Grund- und Daseinsvorsorge geht, zu deren Aufrechterhaltung der Staat verpflichtet ist.”
In den Leserbriefen der SZ-Ausgabe vom Pfingstwochenende sowie in der Online-Kommentarspalte gibt es reges Feedback auf Prantls Beitrag, hier mit Bezahlschranke nachzulesen, — was wir gerne aufgreifen. Denn die gespaltene Haltung zur unausweichlichen Digitalisierung zeigt sich häufig auch in unseren Workshops mit älteren Menschen. Viele Leser:innen teilen seine Meinung über die „ungebremste Diktator des Digitalen”, andere aber verweisen darauf, dass die heutige Generation der Alten 20 Jahre Zeit gehabt hätte, den Anschluss an die digitale Entwicklung zu finden: „An den Versäumnissen der heutigen Rentnergeneration hinsichtlich der Digitalisierung von Verwaltung und Wirtschaft krankt das ganze Land”, von „jahrzehntelange Trägheit und Zukunftsvergessenheit” ist die Rede.
Beide Seiten sind in jedem Fall spannende Gedankenanstöße. Und da das Rad der Digitalisierung nicht zurückgedreht wird, ist die Ermöglichung digitaler Teilhabe umso wichtiger: mit einem niedrigschwelligen Angebot im Quartier für die ältere Generation, Digitalkompetenz zu erwerben. Und je mehr diese steigt, desto eher stellen sich auch Spaß an der Nutzung und Freude über die Erleichterungen im Alltag mit Online-Kompetenz ein.